„Gesunkene Öl- und Gaspreise: Problem für die deutsche Exportwirtschaft?“
Die Investitionstätigkeiten in den energie-rohstoffreichen Ländern dürften spürbar zurückgehen, wenn die Preise der Energierohstoffe im Jahresverlauf 2015 auf dem derzeit niedrigen Niveau verharren. Dann werden auch die deutschen Ausfuhren in diese Länder – und hier in erster Linie die Exporte von Investitionsgütern – merklich beeinträchtigt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie des Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) mit dem Titel: „Auswirkungen des Energiepreisverfalls auf den deutschen Außenhandel“, die heute im Rahmen einer Veranstaltung des Dachverbandes MEW Mittelständische Energiewirtschaft Deutschland e.V. vor rund 50 Fachleuten aus Parlament und Regierung in Berlin vorgestellt wurde.
Dr. Hubertus Bardt, Geschäftsführer und Leiter Wissenschaft des IW Köln erklärte, dass hohe Energiepreise in Deutschland nicht nur zu steigenden Ausgaben für Importe von fossilen Energierohstoffen führten, sie hätten auch eine positive Seite. Denn die deutsche Wirtschaft profitiert über wachsende Ausfuhren davon, dass die Energieexporteure bei höheren Einnahmen erfahrungsgemäß ihre Nachfrage nach deutschen Exporten steigern. Daher spricht man landläufig auch vom so genannten Petro-Dollar-Recycling. Vor allem die Spezialisierung auf Investitionsgüter kommt Deutschland dabei zugute.
Bardt warf einen speziellen Blick auf Russland. Dort seien die Exporte deutscher Unternehmen im Jahr 2014 massiv - um gut 18 Prozent - zurückgegangen. Die Abwärtsentwicklung sei dem Sturz der internationalen Preise für fossile Energien geschuldet, die das ressourcenreiche Russland besonders treffen, den Wirtschaftssanktionen aufgrund des Ukraine-Konflikts sowie dem Verfall des Rubel-Wechselkurses. „Die Ausfuhren Deutschlands in die anderen großen Exportländer von Öl, Gas und Kohle haben sich dagegen noch recht gut gehalten: Die seit Mitte 2014 stark gesunkenen Energiepreise haben bei diesen Handelspartnern noch zu keinem gravierendem Rückgang beim Kauf von Investitionsgütern und anderen Erzeugnissen aus Deutschland geführt“, so Bardt. Die Investitionstätigkeiten in den energie-rohstoffreichen Ländern dürften aber spürbar zurückgehen, wenn die Preise der Energierohstoffe im Jahresverlauf 2015 auf dem derzeit niedrigen Niveau verharren.
„Die Studie zeigt, dass Deutschland als stark exportorientiertes Industrieland auf offene Märkte angewiesen ist und in vielfältiger Weise von den Vorteilen der Globalisierung profitiert“, betonte MEW-Hauptgeschäftsführer Dr. Steffen Dagger. Deshalb warnte er vor Pauschalierungen mit Blick auf die immer wieder aufkommende politische Diskussion einer vermeintlich zu großen Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Import fossiler Energierohstoffe. „Eine Abkoppelung vom Internationalen Markt wäre gerade für Deutschland kontraproduktiv“. So dürfe eine Steigerung der heimischen Produktion erneuerbarer Energie nicht allein der Minderung der Importabhängigkeit dienen, sondern müsse sich immer auch an ökonomischen Kriterien messen lassen.
Der MEW ist als Dachverband Stimme des unabhängigen Mineralölmittelstandes in Deutschland. Dazu gehören der unabhängige Import, der unabhängige Großhandel, die Freien Tankstellen und die unabhängigen Tanklagerbetreiber mit einem flächendeckenden Netz in ganz Deutschland.
Das Gutachten „Auswirkungen des Energiepreisverfalls auf den deutschen Außenhandel“ des IW Institut der deutschen Wirtschaft Köln steht Ihnen hier zur Verfügung.
MEW-Kontakt: HGF Dr. Steffen Dagger, Telefon: 0 30 - 20 45 12 53, Email: vasb@zrj-ireonaq.qr